Das Restaurant | Geheimtipp aus Portugal
Dieser Portugiese ist ziemlich unbekannt, aber immer ausgebucht. Auch weil das 6-Gang-Menü hier 59 Euro kostet
Liebe Freunde!
Ich mache mich gerne über schlechtes spanisches Essen lustig. Frittierte Tintenfischringe, Kroketten, labbrige Kartoffel-Wedges mit spicy Ketchup oder Knoblauch-Gambas (aus Thailand). Für die richtige Experience genießt man diese Speisen am besten in einem der vielen Restaurants im Flughafen von Málaga. Idealerweise gemeinsam mit ein paar krebsroten Engländern aus Manchester, Birmingham oder Huddersfield.
Mein Freund Juan, den ich 2009 in Madrid kennengelernt habe, macht meine Einstellung zu seiner Landesküche regelmäßig zornig. Zu Recht natürlich. Denn in Spanien gibt es auch außerhalb von Madrid und dem Baskenland Regionen, wo das Essen richtig gut ist.
Im Atlantik vor Cádiz zum Beispiel wird seit Jahrhunderten bei der sogenannten Almadraba nicht nur mit der beste Thunfisch der Welt gefangen (die schmackhaftesten Fische werden leider fast alle in Japan gegessen), sondern auch sonst soll man im Südwesten Andalusiens ausgezeichnet speisen können. Mit Ronda steht Cádiz jedenfalls auf meiner kulinarischen Abenteuerliste ganz weit oben.
Leser-Challenge: Gibt es in Berlin (und in Deutschland) ein gutes spanisches Restaurant, das eine Offenbarung ist? Ich würde es gerne erfahren.
Ähnliche Vorurteile gelten übrigens auch für die tranige griechische Küche. Dabei kann auch die richtig gut sein. Schließlich wurde sie zuletzt vom Taste Atlas zur besten Landesküche der Welt gekürt. Spanien landete übrigens auf dem vierten und Deutschland (einen Platz vor Rumänien) auf dem 23. Platz. (Must try: Weihnachtsgans)1
Auch hier wieder die Frage: Wo kann man in Berlin einen richtig guten frittierten Saganaki-Käse und bedenkenlos andere griechische Spezialitäten essen? Hinterlasst Eure Kommentare, oder schreibt mir bitte: jesko@vielbutter.de
Das Restaurant
Die portugiesische Küche (Platz 5) hat dagegen einen besseren Ruf. Und trotzdem gibt es wenige portugiesische Restaurants in Berlin. „Komm, wir gehen heute Abend zum Portugiesen”, hört man jedenfalls selten. Dabei kann auch diese Landesküche wunderbar sein.
Im Trend liegen in Berlin seit einigen Jahren die kleinen Pastel de nata, die in jedem zweiten Café in TK-Qualität angeboten werden und die in ihrer Heimat natürlich viel besser schmecken. Eigentlich ist frischer Fisch der Backbone der portugiesischen Küche. Schon allein der wunderbare Stock- oder Klippfisch, Bacalhau genannt, ist eine Erwähnung wert.
Schließlich isst jeder Portugiese davon 15 Kilogramm pro Kopf jährlich.2 Zum Vergleich: Wir Deutschen aßen 2023 allein 27,5 Kilo Schweinefleisch pro Kopf. Wenn wir also die Hälfte davon durch gesunden Fisch ersetzen würden, wären wir alle wahrscheinlich aktiver, gesünder und vor allem leichter.
Ein 6-Gänge-Menü für 59 Euro
Mein heutiger Restaurant-Tipp – ein kleiner Portugiese in West-Berlin – wurde mir von meinem Leser Felix empfohlen. Seit Anfang Dezember habe ich versucht, dort einen Tisch zu reservieren. Nichts zu machen, immer ausgebucht. Gestern hat es dann endlich geklappt. Mein Besuch war ein echtes Erlebnis. Das kleine Lokal ist kaum bekannt und ein Geheimtipp. Weder hipp noch Schickimicki, sondern qualitativ einfach richtig gut.